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Verantwortliche setzen auf die ökologische Befestigung von Flächen


Von den aktuell rund 4 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden die meisten zu Hause versorgt. Gut 800.000 Menschen dagegen sind vollstationär in den aktuell rund 15.400 Pflegeheimen untergebracht. Weil ein immer weiter zunehmender Teil der auf Pflege angewiesenen Menschen, auch in Folge veränderter Familienstrukturen, in Zukunft nicht daheim gepflegt werden kann, sondern auf professionelle Heimpflege angewiesen sein wird, bleibt der Bedarf an zusätzlichen Pflegeplätzen auch weiterhin hoch. Standen früher bei der Planung neuer Pflegeinrichtungen vor allem Aspekte der reinen Unterbringung und Pflege hilfsbedürftiger Menschen im Vordergrund, rücken heute immer mehr höhere Anforderungen an Gestaltung und Funktionalität von Pflegeheimen in den Fokus. Gefragt sind moderne Wohnkonzepte, die auf die Situation kranker, alter und etwaig verwirrter Menschen zugeschnitten sind und dabei gleichzeitig eine möglichst hohe Aufenthaltsqualität bieten. An Bedeutung in diesem Zusammenhang gewinnt neben der Hochbauarchitektur auch die Art und Weise der Flächenbefestigung im Außenbereich. Auf welche Weise diese so auszugestalten ist, dass neben den rein funktionalen Aspekten auch die Anforderungen an ein modernes Wohnkonzept erfüllt werden, zeigt das im Juli 2020 eröffnete Seniorenheim im schwäbischen Ingersheim.

„WohnenPLUS-Residenz“– so nennt sich das Senioren-Zentrum, das in der Gemeinde Ingersheim – 20 Kilometer nördlich von Stuttgart – bis Mitte 2020 für rund 10 Mio. Euro errichtet wurde. Die von der Evangelischen Heimstiftung entwickelte, innovative Wohnform bietet Menschen mit Pflegebedarf in ambulanter Form eine Alternative zum klassischen, stationären Pflegeheim. Hausdirektorin Kerstin Wulle beschreibt die Wohnkonzeption wie folgt: „Das Konzept der „WohnenPLUS-Residenz“ ist in dieser Form das erste im Landkreis Ludwigsburg. Es ist darauf ausgelegt, dass Senioren durch Selbstbestimmung, Teilhabe und geteilte Verantwortung trotz unterschiedlichem Pflege- und Betreuungsbedarf möglichst lange in gewohnter Umgebung autonom leben können. Darin besteht ein wesentlicher Unterschied zum betreuten Wohnen: Die Residenz ist für Bewohner mit Pflegebedarf konzipiert. Um ein selbstständiges Leben führen zu können, steht den Bewohnern die Möglichkeit zur Verfügung, die Dienstleistungen der zum Haus gehörenden mobilen Dienste in Anspruch zu nehmen. Zu den Serviceleistungen gehören unter anderem ein Nacht-Service, der Pflegedienst vor Ort, die soziale Betreuung, die Organisation von Freizeitangeboten und eine Alltagsbegleitung“, so Wulle.

Stuttgarter Sickerstein bietet optische und funktionale Vorteile

Wie aber wurde das Konzept baulich umgesetzt? Alex Reinhardt, Projektsteuerer „Referat 11 Bau“, von der Evangelischen Heimstiftung aus Stuttgart erläutert die Maßnahme: „Insgesamt entstanden in Ingersheim 32 Pflegewohnungen, eine Tagespflege, ein Bewohnertreff, eine zweigruppige Kindertagesstätte, eine Begegnungsstätte der Gemeinde und die direkte Anbindung an die Mobilen Dienste.“ Besondere Bedeutung nahmen hierbei auch die Außenanlagen ein, die rund um die Hochbauten neu zu befestigen waren. Christian Piel von der Architektenpartnerschaft Stuttgart erklärt warum: „Insbesondere die Pflasterflächen sollten durch eine geeignete Gestaltung den Bewohnern ein Gefühl der Geborgenheit und des Zusammenlebens vermitteln. Angrenzend an die Residenz befindet sich zudem ein Nachbarschaftsplatz; dieser sollte einheitlich mit den umliegenden Flächen gestaltet werden.“ Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, entschieden sich die Planer für einen mehrfarbigen Belag vom Betonwerk Adolf Blatt aus dem nahe gelegenen Kirchheim am Neckar. „Das Pflaster verfügt über warme Farben in den Tönen ocker bis anthrazit. Das changierende Farbspiel erzeugt Harmonie auf dem gesamten Areal und bietet auch einen guten Kontrast zu den umliegenden Gebäuden“, so Piel.

Anfallende Niederschläge versickern durch den Stein

Neben der Optik spielte aber auch die Funktion der Pflasterfläche eine wichtige Rolle. Gefordert von der Gemeinde war eine wasserdurchlässige Flächenbefestigung. Genau diese Funktion erfüllt das ausgewählte Steinsystem in idealer Weise. Hierzu Christian Piel: „Bei dem hier verwendeten Stuttgarter Sickerstein von der Firma Adolf Blatt versickern die anfallenden Niederschläge unmittelbar durch den Stein.“ Dieser wurde hier in den Formaten 30 x 20 und 20 x 20 cm eingebaut. Weil er aus haufwerksporigem Beton gefertigt ist, erfüllt er die geforderten Werte für die Wasserdurchlässigkeit von mindestens 540 Litern pro Sekunde und Hektar spielend; dies entspricht zudem dem doppelten Bemessungsregen und bedeutet, dass es auch bei einem stärkeren Regenereignis kaum zu einem Oberflächenabfluss kommen wird. Christian Piel: „Im Gegenteil, das Wasser versickert in die darunter liegende Tragschicht. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der geringen Fugenbreite des verwendeten Steinsystems. Anders als bei anderen versickerungsfähigen Systemen, wird der Stuttgarter Sickerstein mit einer ganz normalen Fugenbreite von 3-5 mm verlegt, was den gewünschten Effekt bringt, dass Wildkräuteranwuchs minimiert wird.“

Am 1. Juli 2020 wurde die Seniorenresidenz eröffnet. „Bisher hat das Pflastersystem unsere Erwartungen erfüllt“, bemerkt Christian Piel abschließend.